Samstag, 17. Oktober 2015

Bach: Motetten (Ricercar)

Bedeutende Musikerdynastien hat es immer wieder gegeben – allerdings sind nur wenige so bekannt geworden wie die Bachs. Das einige Werke selbst von frühen Mitgliedern dieser weitverzweigten Familie bis zum heutigen Tage erhalten geblieben sind, das liegt auch mit daran, dass schon Johann Sebastian Bach stolz auf das musikalisches Erbe seiner Ahnen war. 
Der Thomaskantor führte das von seinem Vater begonnene Altbachische Archiv fort und sorgte damit dafür, dass Zeugnisse des Wirkens seiner Familie bewahrt und überliefert wurden. Bach kannte und schätzte die Werke seiner Vorfahren. Er hat sie eigenhändig kopiert, und ließ insbesondere die Motetten immer wieder im Gottesdienst singen. Die erhaltenen Werke von Johann Bach (1604 bis 1673), Johann Christoph Bach (1642 bis 1703) und Johann Michael Bach (1648 bis 1694) präsentiert Lionel Meunier mit den Vokalisten von Vox Luminis auf diesen beiden CD. 
Bei einer Motette lässt Meunier exemplarisch das Scorpio Collectief mit Zinken und Posaunen die Singstimmen colla parte mitspielen. Ansonsten werden die Sänger von der Orgel begleitet – wobei die Liste der Organisten, die sich bei diesem Projekt abgewechselt haben, lang und beeindruckend ist: Mitgewirkt haben David Van Bouwel, Haru Kitamika, Claudio Ribeiro und Masato Suzuki. 
Die Vokalisten des Ensembles Vox Luminis beeindrucken mit ihrer intelligenten musikalischen Textauslegung und ihrer vorzüglichen Interpretation jener frühen Werke der Bach-Familie: Johann Bach wirkte als Organist in Schweinfurt und Erfurt, und war wohl der erste Kirchen- musiker der Familie Bach. Drei Begräbnismotetten sind von ihm bekannt, und hier zu hören. Er hatte zwei Brüder, Christoph und Heinrich. Christoph Bach war der Vater von Ambrosius Bach und somit der Großvater von Johann Sebastian Bach. Heinrich Bach hatte zwei Söhne, Johann Christoph und Johann Michael – ihre überlieferten Werke erklingen ebenfalls komplett auf den zwei CD. Gruppiert wurden sie den Anlässen folgend, für die sie geschaffen wurden. Die musikhistorisch-theologischen Zusammenhänge erläutert übrigens Produzent Jérôme Lejeune höchst- selbst im Beiheft mit einem klugen Kommentar – was deutlich zeigt, welchen Rang diese Aufnahmen auch für das Label haben. 

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